Hotel Hohenhaus

In den 1990er-Jahren verbrachten wir viele schöne Stunden im Hotel Hohenhaus. Dort fühlten wir uns wohl und genossen die kulinarischen Kreationen von Achim Schwekendiek. Das Hotel trug damals einen Michelin-Stern – für uns ein Zeichen von Qualität und Exzellenz. Doch 2004, als Ingo Bockler die Küchenleitung übernahm, änderte sich alles. Obwohl auch er den Stern erkochte, fanden wir keinen Zugang zu seiner Küche. Interessanterweise waren wir Gäste in Hohenhaus, als die Küchenleitung übergeben wurde. Mit am Tisch saß Fritz Keller, der bekannte Wirt und Winzer aus Oberbergen. Wir führten spannende Gespräche über die Speisefolge, die Weine und unser gemeinsames Hobby, den Fußball. Nach einigen Jahren Pause kehrten wir 2008 zum Weihnachtsmarkt zurück und gingen mit der Familie – Tochter, Schwiegersohn und Enkeln – essen. Doch auch diesmal überzeugte uns das Essen nicht. Es war frustrierend, denn wir verbanden so viele schöne Erinnerungen mit dem Hotel. Nun, fast 17 Jahre später, wagten wir einen neuen Besuch im Hohenhaus. Peter Niemann hat inzwischen die Verantwortung übernommen, doch die Küchenchefs scheinen dort häufig zu wechseln. Es ist schwer herauszufinden, wer aktuell am Herd steht, was die Erwartung konstanter Qualität erschwert – besonders in der abgelegenen Lage des Restaurants. Im Herbst soll das Schloss endlich ausgebaut werden, und das Gourmetrestaurant „La Vallée Verte“ zieht dorthin um. Vielleicht bringt das frischen Wind und neue kulinarische Erlebnisse. Das Hotel und die Restaurants liegen nur wenige Meter südöstlich des Schlosses, in den ehemaligen Pferdeställen aus den 1890er-Jahren. Diese wurden 1982 mit viel Charme umgebaut und ist seit 1990 Mitglied der internationalen Hotelkooperation Relais & Châteaux. Wir wählten ein Zimmer mit schönem Blick auf das Rotbuchental, was uns sehr gefiel. Die Zimmer waren klassisch eingerichtet und boten zeitgemäßen Wohn- und Schlafkomfort. Die Badezimmer mit Badewanne und Dusche entsprachen modernem Standard, doch ein Bidet hätten wir als angenehme Ergänzung geschätzt. Am Samstagnachmittag nutzten wir das Schwimmbad. Das Becken misst 12 mal 6 Meter, ist 1,30 Meter tief und verfügt über eine Gegenstromanlage. Die Wassertemperatur soll 28 Grad betragen, doch ich schätze, es waren höchstens 23 bis 24 Grad. Trotzdem zog ich meine Bahnen und genoss anschließend den herrlichen Blick auf die Rotbuchen und den Park. Am Freitagabend aßen wir im Gourmetrestaurant, am Samstag mit einer größeren Gruppe im Hohenhaus Grill. Ich werde berichten.

Wir waren zum Silvesterarrangement im Hotel. Zwei Paare. für drei Nächte. Das Hotel ist seit 25 Jahren nicht renoviert oder modernisiert worden. Die Zimmer sind altbacken und abgetackelt. Die Bäderabteilung ist eine 80 er Jahre Grausamkeit. Wir haben das Hotel als altbacken und von Gestern erlebt. Dafür, dass wir pro Person 1.600 EUR. Also pro Paar 1.000 € pro Nacht gezahlt haben, erfüllt mich immer noch mit. Das Essen war durchschnittlich bis mittelmäßig, also auch keiner Erwähnung wert. Das einzige wirklich herausstechende war die Weinkarte. Nostalgische Hotelbesuche, weil man als junger Mensch ein Hotel toll war sollten nicht unternommen werden zu Hotels, die gar nicht mit der Zeit gehen. Eine echte Enttäuschung.

Das Gebäudeensemble macht einen teilweise recht unfreundlichen und ungepflegten Eindruck. Man übernachtet auch nicht im Herrenhaus aus der Hochglanzwerbung (wird momentan wohl saniert), sondern in einem Gebäude links davor. Das Hotel wirkt insbesondere auch vom Mobiliar her schon recht in die Jahre gekommen. Die rotbraunen Steinzeugfliesen ziehen sich vom Eingangsbereich über die Treppen und Flure hoch bis in die Zimmer. Das Mobiliar auf dem Zimmer wirkt ebenfalls schon verschlissen und wild zusammengewürfelt. Der Einbauschrankt ist klapprig und hat die besten Jahre hinter sich, lediglich das Bad wurde irgendwann in den letzten Jahren mal saniert. Die Geräuschdämmung der Zimmertür und der Wände ist sehr grenzwertig, man hört jeden Schritt und Gespräche auf dem Flur, die Toilettenspülungen der Nachbarzimmer und die Gespräche vorm Kamin aus dem Erdgeschoss. Die Abendessen waren in Ordnung, das Frühstück ging für ein 5-Sterne Relais & Chateaux-Haus gar nicht. Die Auswahl am Tresen war sehr dürftig und die Speisen wurden (egal ob man wollte oder nicht) auf einer Etagere serviert, die offenbar schon am Vorabend angerichtet wurde, da sie inkl. dem Mini-Glas-Nutella eiskalt war. Die Eierspeisenauswahl beschränkte sich auf Rührei, Spiegelei, gekochtes Ei, was darauf hindeutet, dass kein Koch zum Frühstück im Haus war. Wir waren schon in einigen Relais& Chateaux-Häusern und immer begeistert - Hohenhaus war eine Enttäuschung. Aufgrund des Preises lag die Messlatte sehr hoch und sie wurde radikal gerissen. Für den Preis kann man auch gut und gerne in ein tolles "richtiges" 5-Sterne-Haus fahren und auch mehrfach hervorragend zu Abend essen. Der Hund kostet pro Nacht 45,- EUR und bekommt dafür ein zerschlissenes Handtuch. Fazit: Als Gast gewinnt man den Eindruck, dass es hier nicht um das Wohlbefinden des Gastes, sondern um Gewinnoptimierung geht. Wir kommen definitiv nicht wieder, zumal sich das Hotel nicht mal als Wellnesshotel eignet, da auch das Schwimmbecken in die Jahre gekommen ist, von Wellnesslandschaft kann nicht mal ansatzweise die Rede sein.

Wir haben einen tollen Abend im Gourmetrestaurant verbracht mit hervorragendem Essen und aufmerksamem Service! Leider fiel dem gegenüber die Übernachtung in den renovierungsbedürftigen Zimmern sehr stark ab. Anstatt 5 Sterne könnte man es als Landhausstil bezeichnen und wäre mit der Hälfte des Preises ausreichend bezahlt. Auch das Frühstück, bei dem man den Cappuccino extra bezahlen musste ist ein no go und war sein Geld nicht wert. Auch eine Pauschale von 25€ für das Laden eines E-Autos vor einer Scheune ohne Garagenplatz haben wir noch nirgendwo erlebt. Der sogenannte „Wellnessbereich“ ist schon länger dringend renovierungsbedürftig und dürfte zur Erlangung der 5 Sterne garnicht herangezogen werden. Fazit: Das Essen im Gourmetbereich hervorragend mit sehr motiviertem Personal. Übernachten sollte man für den Preis woanders.